Was ist Yiquan?
https://youtu.be/thV8h5dlGoU
Yiquan Vorstellung
mit Erklärungen beim Tag
der asiatischen Kampfkünste in Weißensee 2.6.18
Wörtlich übersetzt bedeutet Yiquan (sprich: I-Chüän) "Geist-Boxen". Yiquan ist gleichermaßen eine chinesische innere Kampfkunst, sowie ein äußerst effizientes System zur Pflege und Kultivierung der vitalen Kräfte (Yangsheng Qigong).
Die grundlegenden Fertigkeiten werden im Yiquan unter Einbeziehung
des Geistes und der
Leitung der gedanklichen Vorstellung erreicht. Man versucht, in einen Zustand ohne
Krafteinsatz das Vorhandensein
von Kraft zu erspüren. In der Ruhe sucht man die kleine Bewegung und nicht in der Bewegung
die Ruhe.
Man
versucht, ausgehend von den Positionen des Zhanzhuang ( „stehende Säule“ bzw. „stehen wie
ein Baum“), über
verschiedenen Bewegungen wie Shili ( Testen der Kraft), Mocabu ( Reibeschritt ), Fali (
Freisetzen der Kraft ) die
wesentliche Hunyuanli Kraft ( „die vollkommen runde Kraft“ ) zu erreichen bzw. zu erfühlen.
Als Hunyuanli Kraft bezeichnet man, durch die Vorstellung erzeugter Kräfte, ein Gefühl von Ausgewogenheit, einen Zustand des Gleichgewichts und der vollkommenen Einheit im ganzem Körper.
Das Zhanzhuang steht im Training an erster Stelle. Auch wenn es äußerlich nach einer
statischen Übung aussieht,
werden durch die minimalen Bewegungen in der Ruhe, unter Einsatz der geistigen
Konzentration, die Kraft und die
Ausdauer der Muskulatur erhöht.
Wir versuchen dennoch den ganzen Körper mit einer
natürlichen Atmung zu
entspannen.
Die Übungen können im Gehen, Stehen, Sitzen und im Liegen ausgeführt werden.
Es werden
der Geist und der Wille,
das Qi und das Blut, die Sehnen und die Knochen trainiert.
Wang Xiangzhai ist der Begründer des Yiquan auch DaChengChuan genannt (1885-1963 ).
Um Yiquan zu erforschen, ist es wichtig alle abergläubischen und idealistischen Ansichten zu
verwerfen, aber die
wissenschaftliche Theorie und Trainingspraxis miteinander zu verbinden.
Durch das
Training der gedanklichen
Vorstellung wird bewirkt, dass Nerven und Muskeln des menschlichen Körpers einen hohen Grad
an Koordination und
Einheit erreichen.
Das Erreichen der Hunyuanli Kraft ( „vollkommen runden Kraft“ ) und
deren Anwendung ist das
letztendliche Ziel des Yiquan-Trainings.
Das Trainingsprogramm ist stufenweise aufgebaut. Wird eine Stufe nicht richtig behandelt, kann der Trainingserfolg beeinträchtigt werden.
Unseren Videos: http://www.yiquan-erfurt.de/unsere-videos/
Zhanzhuang
In verschiedenen Zhanzhuang Positionen erzeugen wir die
wesentliche Kraft ( Hunyuanli
), in der Nerven und Muskeln zwischen Spannung und Entspannung hin- und herwechseln. Dadurch
verstärken wir unsere
Reflexe, unsere motorischen Fertigkeiten werden automatisiert und wir erreichen somit eine
hochgradige Sensibilität
und Koordination des eigenen Körpers. Nachdem wir diese „vollkommene runde Kraft“ spüren,
geht man über in kleine
Bewegungen, in das Shili ( „Testen der Kraft“ ).
Es werden sämtliche Teile des Körpers
zu einem organischen
Ganzen verbunden („Sobald sich der ganze Körper bewegt, gibt es keine Stelle, die sich nicht
bewegt.“)
Text von Karsten Jahnke:
"Die in der
Daoistischen Schule des
„Inneren Elixiers“ wurzelnden Zhangzhuang – Übungen können mit „Stehende Säule“ oder „Stehen
wie ein Baum“ übersetzt
werden und sind die Quelle der dem Yiquan eigenen, spezifischen Kraft (Hunyuanli, die
„vollkommen runde
Kraft“).
Mit dem in speziellen Positionen angestrebten Zentrieren und Ausrichten des
Körpers wird das
Konzentrieren auf Imaginationen verknüpft, was der Entwicklung der Inneren Kraft
dient.
Es handelt sich dabei
nicht um eine Methode, die als Muskelquerschnittstraining zu verstehen ist, es wird vielmehr
der Motorische Kortex
trainiert, denn über diesen erfolgt die Signalgabe zur inter – und intramuskulären
Rekrutierung der jeweiligen
Regionen, was beim Üben des Zhangzhuang über längere Zeiträume aufrecht erhalten
wird.
Eine verbesserte
Informationsübertragung innerhalb des neuro – muskulären Systems und ein Anheben des
Energieniveaus, genauer die
Vermehrung der Mitochondrien (der „Zellkraftwerke“, also der Energieversorger der
Muskelzelle) stellen nachgewiesene
Effekte des Zhangzhuang – Trainings dar.
Das Zhangzhuang wird stehend , sitzend und
liegend praktiziert, so
dass sich u.a. vielfältige Schwierigkeitsgrade den Gegebenheiten und der physischen wie
mentalen Leistungsfähigkeit
des Übenden anpassen lassen.
Yangshengzhuang fasst die Übungspraxis der
„Gesundheitsstände“ zusammen, die
„Kampfkunststände“ werden „Jijizhuang“ genannt, dass heißt, das Letztere stärkeren Focus auf
die Entwicklung der
Kampfkunstfähigkeiten legen, dennoch dienen auch diese der Praxis der Pflege der Vitalität,
während erstere auch
Kampfkunstfähigkeiten schulen."
Shili
Shili ist nichts anderes als Zhangzhuang in alle 3 Raumrichtungen.
Gerade bei den Bewegungen
ist es wichtig, die Vorstellung und nicht die Kraft einzusetzen. Nur durch langsame, ruhige,
sanfte Bewegungen kann
man die „vollkommene runde Kraft“ bzw. pralle Kraft am ganzen Körper spüren und
weiterentwickeln, die später ein
wichtiger Bestandteil des Kampfes ist. Durch klare und einfache Bewegungsfolgen, die im
Stand und im Gehen
ausgeführt werden und welche die Kraftrichtungen im Raum repräsentieren, kann das Augenmerk
auf eine vertiefte
Wahrnehmung der körperlich – geistigen Strukturierung , Balance und Ausrichtung gelegt
werden, womit ein hohes
Niveau der Bewegungsqualität erarbeitet wird.
Mocabu
Ist nichts anderes, als Testen der Kraft ( Shili ) mit den Beinen.
Mocabu, der
„Reibeschritt“ oder „Reibende Schritt“ kann als Shili der Beine verstanden werden. Den oben
benannten Prinzipien
folgend, wird das Hauptaugenmerk auf die Beinarbeit gelegt. Mocabu berücksichtigt die in
jedweder Bewegungskultur,
so auch in den Kampfkünsten erforderlichen Kriterien Festigkeit und Flexibilität im Stand
und in der Bewegung unter
dem Gesichtspunkt sich verändernder Tempi und äußerer Gegebenheiten. Wir entwickeln ein
Gefühl des Widerstandes, als
ob man durch Honig watet und eine Kugel unter unseren Füssen mitrollt.
Fali
Erst wenn man bei langsamen Bewegungen die Hunyuanli Kraft spürt,
geht man über zum Fali, dem
„Freisetzen der Kraft“. Durch das Fali kann man sehr schön überprüfen, ob man die
„vollkommene runde Kraft“ im
Zhangzhuang, Shili und im Mocabu spürt und sie sich entwickeln konnte. Fali ist die
Grundlage des Kampfes. Ohne Fali
ist es unmöglich einen Kampf zu führen. Fali ( „das Freisetzen der Kraft“ ) ist der Übergang
der grundlegenden
Fertigkeiten des Yiquan-Trainings zur Kampfkunstanwendung und ist somit der Dreh- und
Angelpunkt.
Shisheng
Durch das "Stimmtraining" wird mittels
spezifischer Laute die
explosive Qualität des Fali unterstützt. Ferner wird durch den erzeugten intraabdominalen
Druck eine schützende
Komponente hinzugefügt. Die Begründer des Yiquan haben erkannt, dass der Moment des eigenen
Agierens den Zeitpunkt
höchster Gefährdung darstellt.
Tuishou
Das TuiShou oder auch Pushing-hands
genannt, gibt es auch in den
anderen inneren Kampfkunststilen (Taijiquan, Bagua, etc), so wie bei den äußeren Stilen zum
Beispiel des Wing Chun
(chi sao). Übersetzt wird es mit schiebende Hände, klebende Hände oder fühlende Hände. Die
Übung zielt auf die
Kontaktaufnahme der Arme hin. Die Trainingsmethoden der einzelnen Stilen unterscheidet sich
dabei aber
immens.
Bei den Partnerübungen geht es mehr um das Fühlen, als zu Greifen und zu Sehen.
Es werden die innere
Struktur, die flexible Kraft sowie die innere Kraft getestet und erforscht. Sie werden ganz
langsam, unter
Berücksichtigung des Yi, wie Shili zu Zweit geübt. Dadurch erkennt man Schwachstellen am
Körper, die dann im
eigenen Solo-Training (ZhanZhuang, Shili) verbessert werden können. Desweiteren erkennt man
bei der Partnerübung
eigene Lücken und Lücken beim Partner. Die höchste Kunst beim TuiShou ist, den Partner zu
kontrollieren und
zu destabilisieren, damit keine Aktionen von ihm ausgehen
kann.
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Sanshou
Es
stellt das
unbewaffnete Freikampftraining oder Sparring im Yiquan dar. Es nähert sich dem realen Kampf
noch weiter an, als dies
im Tuishou geschieht, dennoch ist es, der Sicherheit im Training wegen, reglementiert.
Gedicht von Wang XiangZhai
In einem Gedicht umschreibt der Yiquan Begründer Wang Xiang Zhai die theoretischen Ursprünge des Yiquan in Bildern.
Handlung gehorcht dem Geist.
Leere bringt den
geistigen Bewegungen
Frieden.
Der Faustkampf kennt in seinem Ursprung keine
Technik.
Wenn Handlung
einer Technik folgt, bleibt sie leer.
Eine Geschicklichkeit ist
unhaltbar;
Die
Abwesenheit von Technik beinhaltet sie alle.
Lasst die Kraft kommen und
natürlich gebraucht
werden, sie klärt den Geist eines Menschen.
Atme ein und aus, während du
dein Herz
gebrauchst,
Erlerne und verstehe sein Wirken.
Sei ihm
nicht besonders nah oder
besonders fern,
Vielmehr halte den Schlüssel, und sei der
Angelpunkt.
Obwohl diese
Handlung ohne Form ist, kann sie sich von Zeit zu Zeit verändern und offenbaren, was du
fühlst.
Richte dein Augenlicht nach innen und lausche in deinen Körper hinein.
Trainiere deine Nerven,
daß sie in jeglicher Hinsicht feinfühlig werden.
Buch Zitat Seite 24: Y.P. Dong - I Chuan - Meditation in Bewegung ISBN: 3-591-0854-2
Weiterführende Links in die Tiefen des Yiquan's.
An dieser Stelle, möchte ich den Lehrern, Autoren und Kampfkunstbrüdern meinen herzlichen
Dank aussprechen, für
die Mühe dies alles schriftlich zusammenzufassen bzw zu recherchieren, um dann allen
Übenden und Suchenden es
zur Verfügung zu stellen.
- Jumin Chen www.yiquan.de